Trust. Ein Filmchen von Tante Trottoir.

Im Rahmen der Aktion »Tante Trust«.

Die Tanten suchen nach Möglichkeiten, wie sie diesem merkwürdigen, zwar nicht neuen, aber mittlerweile immer stärker werdenden Gefühl des Misstrauens Situationen und Menschen gegenüber, begegnen können. Und sie haben sich für seine stärksten Gegner entschieden: Dem Vertrauen, gepaart mit neuen Erfahrungen und neuen, positiveren Phantasien! Denn diesen kleinen aber miesen Vergifter unseres Zusammenlebens, der irgendwie nicht wirklich zu greifen ist, sich aber dennoch nach und nach in unserer Gesellschaft breitmacht, sich zu manifestieren scheint, halten wir für gefährlicher als man denkt: Es ist ein weicher Lebensfaktor, nicht mit Händen greifbar, langsam wirkend und somit sich als Normalzustand einschleichend und ins Unterbewusste sickernd:

Hier eine Durchsage am Bahnhof Bitte lassen Sie ihr Gepäck nicht unbeaufsichtigt, die eigentlich auf Taschendiebe gemünzt war und nun daran erinnerte, das in jedem Gepäckstück ein Bombe lauern könnte. Da ein Betonpoller am Weihnachtsmarkt neben einem bewaffneten Polizisten. Dort ein Reporter, der von den Olympischen Spielen in Südkorea berichtet, das Schönste sei, dass man sich hier mal entspannen könnte von den Sicherheitsvorkehrungen an Großveranstaltungen in Europa und dem Wegdrücken der eigenen Sorge vor einem Anschlag. Terrorangriffsübungen der Polizei mit Platzpatronen an großen Bahnhöfen. Und überall diese kleinen, kaum sichtbaren Verhaltensveränderungen von uns selbst, angefangen beim bärtigen Typ in der Bahn mit dieser irgendwie viel zu dicken Weste, von dem wir lieber Abstand nehmen wollen - oder nein, eigentlich nicht, wir wissen es ja besser und wir bleiben sitzen, denken aber trotzdem drüber nach. Bis wir erleichtert aussteigen können oder er verschwindet und wir uns vor unseren eigenen Gedanken schämen oder auch nicht, trotzdem blöd.

Also begannen wir, die Geschichte dieses Typs mal in einer andere Richtung zu Ende zu denken, denn unsere angstgetriebene Horrorvariante ist zwar die aller-unwahrscheinlichste, doch ärgerlicherweise auch stärkste Phantasie. Doch: Angst essen Seele auf. Im großen gesellschaftlichen Sinne, als auch im kleinen, verborgenen. Dieses Gefühl ist der nach innen gewanderte Terror, den wir nur jede*r selber aus unseren Herzen jagen können.

Nun zeigen wir Euch mit »Trust« einen neuen Ausgang der Geschichte des nervös murmelnden Bärtigen und wünschen uns und Euch, dass wir uns mit aller Kraft dem zuwenden, was uns verbindet, was uns befreit und was zählt. Dass wir unsere Phantasie im positiven Sinne herausfordern und ihr neue Möglichkeiten aufzeigen, was sich hinter zurückgelassenen Koffern, bärtigen Menschen oder merkwürdigen Situationen, die in unser Angst-Muster auslösen, auch an wundersamen, schönen Dingen verbergen kann!

Der Dreh ist unsere erste Videoarbeit und innerhalb von nur 4 Stunden in einer Strassenbahn der Üstra in Hannover entstanden. Wir danken allen Beteiligten, sowie der Üstra und dem Kulturbüro Hannover herzlich für die Unterstützung. Ein besonderer Dank geht an die wunderbare Sobi (sobi.bandcamp.com), deren Song »Trust me« ihr nun im Video hören könnt.

Der bärtige Typ ist übrigens einer der liebsten Menschen überhaupt. Dass sich jemand oder mehrere aufgrund seines Barts von ihm wegsetzen, kennt er schon. Wir wünschen jedem und jeder so einen tollen Bart im Bekanntenkreis, long lives the heart behind the Bart!

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